Daniela Georgieva

Die Annäherung an die vielschichtigen und gattungsübergreifenden Werkstränge der Künstlerin Daniela Georgieva öffnet ein zunächst verwirrend komplexes Labyrinth der Motive. Komplex und verwirrend dahingehend, dass ein innerer Zusammenhang der Arbeiten spürbar, aber nicht ohne weiteres erklärbar ist. Es scheint daher der Versuch angebracht, dem Betrachter zumindest das Gefühl von Orientierung zu vermitteln.Spürbar und nachvollziehbar entwickelte sich in den Arbeiten der letzten Jahre eine betont persönliche, prononciert weibliche Haltung, die über die Darstellung eine im positiven Sinne verstandene Selbstdarstellung betreibt. Die individuellen Beobachtungen, die Entwicklung poetischer Assoziationsketten, die leidenschaftliche Verwendung modenaher Draperien und die der theatralischen Inszenierung entlehnten Elemente deuten auf eine Künstlerpersönlichkeit, die über die bildenden Künste hinaus den Möglichkeiten der darstellenden Kunst, der Musik wie dem Gesang zugeneigt ist. Eine Schnittstelle an der die verschiedenen Kunstgattungen zur Einheit gelangen sind die Videoarbeiten der Künstlerin. Sie geben zum Teil feinfühlige Beobachtungen ihrer Reisen durch die USA wieder und lassen ein Interesse an den grossen Themen Liebe, Glaube, Zeit, Einsamkeit und Sehnsucht erkennen.Ihre Begeisterung für die Musik und Person Bob Dylans mag sich aus diesen Fragestellungen ergeben haben. In dem Film "cry like a banana", 2007, entwickelt Georgieva eine Hommage an den Musiker und den psychedelischen Zeitgeist dieser Epoche. Unter Verwendung historischen Filmmaterials entsteht eine Montage, in der die Künstlerin selbst als Interpretin auftritt und mittels Verfremdungen und Selbstinszenierungen den historischen Fundus kommentiert.Verkleidung, Maskierung und die Möglichkeit, die Persönlichkeit zu wechseln, bzw. zu vervielfachen sind Kunstgriffe aus dem Repertoire der darstellenden Künste, deren Einfluss auf die bildnerischen Arbeiten mitgesehen werden sollte. Eine Betrachtung der biografischen Entwicklung, auch unter Berücksichtigung ihrer ursprünglich bulgarisch geprägten Herkunft, sowie ihrer vielfältigen musikalischen und darstellenden Projekte kann somit über die Persönlichkeit der Künstlerin ein Verständnis für die vielfältigen bildnerischen Arbeiten befördern.

Ein weiterer roter Faden entwickelt sich an Hand der Collagetechnik, die sich als massgebliche Gestaltungsgrundlage abzeichnet. Selbst in ihren Malereien erscheint sie formuliert, wenn einzelne Teilmotive in verschiedenen Bildern wiederholt werden, um bei gleicher Form unterschiedliche Bedeutungen zu entfalten. Deutlich sind ihre Zeichnungen der Collage verpflichtet, gerne verbinden sie fotografische, zeichnerische und vorgefundene Bildelemente. Sie vermitteln im Sinne von Max Ernst verschiedene wesensfremde Realitäten in einem poetischen Zusammenklang. Die Bedeutung der jeweils verwendeten Motivelemente vermag sich im Kontext der spielerisch entwickelten Kompositionen zu ändern. So findet sich die im Anschnitt auf der Katalogvorderseite abgebildete folkloristische Trachtenbluse der Künstlerin in der Collage "frosch und prinzessin" von 2007 wieder, um in der Arbeit "marius", 2008, als formales Element den Gestus einer Lichtgestalt zu assoziieren. Der Vielschichtigkeit möglicher Bedeutungsebenen entspricht die Staffelung räumlicher Ebenen in den Assemblagen und Installationen. Die jüngste installative Arbeit, "untitled", 2009, setzt das Medium der Diaprojektion ein. Sie öffnet somit den gestalteten Realraum in die Projektion eines historischen Interieurs. Das Kulissenhafte der Inszenierung, ihr Kommentarcharakter, deutet auf die Befragung der Realität von Geschichte wie auf die der Gegenwart. In der Betrachtung fallen die unterschiedlichen Bildebenen wieder in eins, es entsteht die Wirkung malerischer Sinnlichkeit. Jenseits aller narrativen und inhaltlichen Bezugssysteme zeigt sich die Rauminstallation als Malerei mit anderen Mitteln. (Michael Voets)