Martin Pfeifle


Go for Gold. Der Schein trügt nicht. - In Bausch und Bogen einen Text zum Werk von Martin Pfeifle schreiben zu wollen, würde angesichts der ausufernden Kreativität des Bildhauers und Installations künstlers labyrinthische Dimensionen annehmen. Es kann hier nicht der rote Faden gelegt werden, schon gar nicht mit dem Ziel, den Minotaurus zu töten, es können bes tenfalls Stichworte zur Überarbeitung weitergereicht wer den. Die Zusammenschau der Arbeiten im Kunstraum lässt erspüren, dass mit viel Präzision, erheblichem Aufwand und einer spontanen Dynamik an der Grenze zwischen Skulp tur und Installation gearbeitet wurde. Eine im Ergebnis vitale Uneindeutigkeit durchzieht den Ausstellungsraum gleich der 735 Meter langen schmalen Teppichbahn, die den Boden des Ausstellungsraumes musternd überzieht. Der Verlauf des Lineaments folgt annähernd den Gesetzmäßigkeiten des Laufes einer Billardkugel, die von der einen Bande zur nächsten katapultiert wird. Auf der Boden fläche entsteht somit ein durch Linien entwickeltes Bezieh ungsgeflecht. Vorgetragen auf der formalen Ebene, erhebt es sich zum metaphorischen Bild, das die Arbeiten Pfeifles im Kontext vergangener Lösungen und gegenwärtiger Herausforderungen begreifen lässt. Die Lösungen lassen den beruhigen den Rückgriff auf Erprobtes zu, die Heraus for derungen der jeweiligen Ausstellungssituation fordern die Experimentierfähigkeit, die spontane Energie.

Die edition gold, die den Eingangsraum der Ausstellung in geradezu spektakulären, der Zeit fremden Glanz versetzt, kann als das gelungene Zeugnis dieser mit Erfahrung gekoppelten Spontaneität beschrieben werden. Die Herausforderung entzündete sich an einer Einschränkung: Die Bildseite der Einladung zur Ausstellung sollte mit Blick auf das Budget in nur einer Farbe gedruckt werden. Martin Pfeifle nahm die Herausforderung an – zur Ausstellungseröffnung erschien eine Einladung mit monochrom goldener Vorderseite. Pfeifle war von der Sinnlich keit seiner Lösung begeistert und adaptierte den verwendeten Chromoluxkarton als Hauptdarsteller. Ein neues Material mit einer selbstredend überzeugenden Wirkung war somit gefunden. Die Bearbeitung der 39 Blatt war dank erprobter Technik die Sache einer Nacht.

Formal knüpfen die Faltungen an das bereits erwähnte Prinzip Billardkugel an, d.h. innerhalb eines jeden Blattes verläuft eine gefaltete Linie, die je nach Blatt drei bis sieben Berührungspunkte mit dem Rand des Blattes hat. Diese Berührungspunkte finden auf dem jeweils nächsten Blatt eine Entsprechung, so dass sich in der additiven Hängung der Blätter, ein von kristallinen Strukturen überzogenes Wandrelief entwickelt. Die flächigen Chromoluxkartons wurden durch die Faltungen aufgeworfen und entwickeln im Licht der korrespondierenden Arbeit Flutlicht ein bewegendes Oberflächenspiel, das den Glanz und die Erhabenheit eines in Gold gearbeiteten Wandschmuckes suggeriert. Es stellen sich Erinnerungen an kubistische Gestaltungsweisen ein, an kirchliche oder höfische Schatzund Wunderkammern, an die Schätze der Antike. Dies sei eine Seite der eingangs erwähnten vitalen Uneindeutigkeit. Die andere Seite weist in die Richtung temporärer Messearchitekturen, deutet auf kulissenhafte Bühnenbilder und täuscht Volumen vor, das dem Blick der Betrachtung nicht lange Stand zu halten vermag. Ich bin jedoch nicht der Ansicht, dass es bei der Kunst von Martin Pfeifle um die Kunst der Täuschung geht. Es scheint mir, mit Blick auf die Arbeiten im Kunstraum, dass Pfeifle an der Rechtfertigung des dekorativ Schönen arbeitet – dem Schein Raum gibt. (Michael Voets)