Zur Malerei von Myriam Resch
Die Auseinandersetzung mit Architektursujets zieht sich als ein roter Faden durch das malerische Werk von Myriam Resch. Ausschnitte aus Fassadengliederungen, seriell angeordnete Balkone, verschattete Fensteröffnungen bilden ein motivisches Repertoire, das einem zunehmenden Abstraktionswillen unterworfen wird. Die jüngeren, im Kunstraum gezeigten Arbeiten lassen eine Rückbesinnung auf die Ganzheit der Motive erkennen. Geblieben sind die Freude an strengen, geometrischen Kompositionselementen, am sensibel ausbalancierten Spiel der Farbflächen, an den rationalen Konstruktionskriterien der modernen Architektur der 60er Jahre. Auffällig an den neueren Arbeiten ist die Lichtsituation, die die Motive im farbigen Abendlicht, mitunter im Gegenlicht abzeichnet.
In der Arbeit "Bungalow" bildet das stilisierte Farblicht eines Sonnenuntergangs die ebenso scherenschnittartig
stilisierte schwarze Kulisse einer Naturlandschaft ab. Es ist die Silhouette eines Bungalows zu erkennen,
dessen grell erleuchteter Innenraum den Vorplatz erhellt. Das malerische Interesse an verschiedenen Lichtqualitäten
wird deutlich vorgetragen. Diese Lichtqualitäten, unvermittelt gegeneinander ausgespielt, geben
dem Bild der idealisierten Vorstellung eines Wochenenddomizils einen surrealen Beigeschmack. Der emotionale
Zugang des Betrachters auf den lockenden Sonnenuntergang wird enttäuscht: Die Idylle läßt sich als
künstlerische Setzung erkennen, die ihr Verhältnis zur Realität des Dargestellten thematisiert.
Eine ähnlich divergente Spannung läßt sich auch in dem Bild "Sunset" feststellen. Die sinnliche, atmosphärisch
aufgeladene Farbigkeit wirkt auf den Betrachter ansprechend, er versucht in den Bildraum einzudringen, der
jedoch durch die hoch aufragende Rasterarchitektur verstellt wird. Eine landschaftliche Verortung der Situation
erscheint nur schwer vorstellbar: Wo befindet sich der Betrachter? Welche Gesamtgröße ist dem Gebäude
zuzumessen? Handelt es sich um einen Rohbau, gar um eine Bauruine? Eingerüstet in diese unbeantworteten
Fragen wirkt der Baukörper hermetisch, beinahe unheimlich. Das Fehlen von Menschen auf diesem,
aber auch auf den anderen Bildern, unterstützt den Eindruck – der Betrachter ist mit seinen Fragen alleingelassen.
Er nimmt die Rolle von Caspar David Friedrichs Wanderer ein, der sprachlos vor einem nebligen
Abgrund verweilt.