Nika Špan - Statements zum Kontext


In der Retrospektive lässt sich etwa zu Beginn der 90er Jahre eine Zäsur und Neuorientierung des künstlerischen Ansatzes von Nika Špan erkennen. Sie beginnt die Möglichkeiten der Performance, des Ready-mades, der Video- und Rauminstallation, aufzugreifen und verwebt diese in komplexer Weise miteinander. Die Befragung von Raum und Realität, bzw. die Koppelung von realem Raum und künstlerischer Realität mittels Objekten und Fotoarbeiten bilden das ausgängliche Interesse der frühen Arbeiten. Die Reflexion der Wirklichkeit und Wirkungsweise des Werkes führt vom gestalteten Objekt zur Gestalt des agierenden Subjekts: Sie beginnt die Kontexte ihrer künstlerischen Existenz auszuloten, thematisiert in der Folge Zwänge und Freiheiten ihrer Biografie als Künstlerin. Mit souveräner Regie und formaler Strenge gelingt es ihr biografische Zwänge (im Falle der jungen Künstlerin zweifelsohne die finanziellen...) in künstlerische Konzepte zu übersetzen. So fungierte sie 1995 als bezahlte Aufsicht zum einen und als lebendes Ready-made zu anderen in einer Düsseldorfer Gruppenausstellung. In einer Galerie in Ljubljana resümierte sie unter dem Titel Sold Works die Vielzahl nebenberuflicher Renovierungsarbeiten, die zum Lebensunterhalt nötig waren. Die Farbgestaltung des Galerieraumes basierte hierbei auf den bei den Renovierungen verwendeten Farbmischungen.

Nika Špan konstatiert im allgemeinen in nüchterner, beinahe unbeteiligter Distanz die Kontexte. In Ausnahmen kann eine ironische Färbung mitschwingen, etwa als sie 2001 einen Düsseldorfer Ausstellungsraum zur Wettkampfarena umgestaltetet, die von einer umlaufenden Bandenwerbung mit ihrem eigenen Namen begrenzt wurde. Beinahe impulsiv fiel die Antwort auf die Einladung zu einer Ausstellung in stählernen Containern aus: Der für Nika Špan vorgesehene Container wurde auf ihre Veranlassung hin auf der Schmalseite stehend senkrecht aufgerichtet. Statement, so die Beschriftung des stählernen Kolosses vor dem Museum of Contemporary Art (2003, Thessaloniki), wollte weniger die skulpturale Qualität von Überseecontainern visualisieren, als vielmehr einen Denkanstoß zum respektvollen Umgang auch mit jungen Künstler/-innen liefern.

In der Reflexion der künstlerischen Kontexte erforscht und benutzt die Künstlerin auch die Gesetzmässigkeiten, nach denen sich eine relevante künstlerische Position ausbildet. Das Ritual der Preisverleihung markiert deutlich einen Schwellenübergang innerhalb einer ansonsten subtil wirkenden Hierarchie. Der oder die Preisträger/-innen erleiden (zumeist mit Freude) in der ihnen zugedachten Passivität die Zeremonien der Elevation. Vielleicht ist neben der Förderung der jungen Talente die Repräsentation der fördernden Hand die wichtigere Funktion des Rituals? Nika Špan hat sich dieser Struktur bei gleichzeitiger Mitwirkung bedient. Zwei frühere Arbeiten setzten sich bereits mit dem Thema der Preisverleihung auseinander, sodass es ihr nicht schwer fiel auf das Ereignis und die nachfolgende Ausstellung zu reagieren. Mit Präzision und unter Mitwirkung der Organisatoren gab sie mit der eigens für die Preisverleihung entwickelten Farbgestaltung des Raumes der Verleihung einen besonderen Rahmen: Sie reagierte auf die zu erwartende Choreografie der Verleihung selbst und deklarierte die agierende Regie zum Teil eines gestalteten Ready-mades. Die Arbeit Preisverleihung erfüllte sich somit am Abend der Verleihung selbst. Dem Betrachter der am folgenden Abend eröffneten Ausstellung, zeigte sich lediglich der nun entleerte Raum mit der verbliebenen Farbgestaltung. Er bekam das vage Gefühl etwas verpasst zu haben, als er sich die Namen der Preisträger/-innen in dem endlos laufendem Nachspann anschaute. (Michael Voets)