Monika Stricker


Devices and Desire
Manche Dinge in unserer Umgebung sind extrem unnütz, liegen in der Gegend herum und man weiß eigentlich gar nicht genau, wofür sie gut sind. Nicht selten steht die Größe und die Art ihres Auftretens im Gegensatz zu ihrem Gebrauchswert. Ein solches Ding ist Katalysator (2008). Diesen vom amerikanischen Designstar Harry Allen entworfene Räucherstäbchenhalter hat die Künstlerin für die Ausstellung "So ist es und anders" im Museum Abteiberg in Mönchengladbach installiert. Die Kontextverschiebung für den in seiner eindimensionalen Funktionalität absurd detailliert und sorgfältig ausgeführten Stäbchenhalter ist nicht nur ein Anliegen, mit der Holleinschen Museumsarchitektur in Kontakt zu treten, sondern zeigt Strickers Ansatz, Dinge mittels ihrer eigenen Phänomenologie, die eigentlich eher eine Anthropologie ist, argumentieren zu lassen und dem Bedürfnis nachzugehen, diese als Werkzeuge in weitgehenderen Zusammenhängen in Aktion zu setzen.

"Anthropologische Phänomenologie" löst etablierte Zusammenhänge auf. So ist es bereits in ihren Arbeiten The Mummy Returns (2007) und Hook (2008) angelegt. Beide Readymades – die orginale Streitaxt aus dem Blockbuster-Sequel zum Remake von Boris Karloff-Klassiker "Die Mumie" aus dem Jahre 1932 – wie auch der eigentümliche Haken aus dem Sortiment eines amerikanischen Hardcore Yogazentrums, dessen intendierte Funktion sich wohl nur Eingeweihten erschließt, dienen der Künstlerin letztlich als Möglichkeit, Ausprägungen und Effekte unserer Kultur zu reanimieren. So ist die formale Nähe ihrer Objekte zu Objekten oder Fetischen indigener Kulturen, wie sie von Künstlern der klassischen Moderne (Picasso, Brancusi, etc…) gesammelt und verwertet wurden, offensichtlich. Darüber hinaus verweist die spezifi sche materielle Beschaffenheit auf verschiedene künstlerische Standards: z. B. auf die metallene Kleinskulptur sowie auf die Surrogates und Fakes der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts und auf die Softsculptures eines Claes Oldenburg. Immer wird anhand ihrer zur Diskussion gestellt, welcher progressiven Natur sie eigentlich entsprechen.

In der Wisteria Lane, einer perversen Mixtur amerikanischer Architekturstile, bei der es sich um die – direkt um die Ecke vom "Psycho Haus" gelegene - Colonial Street der Universal Studios handelt, hütet jede Frau ein dunkles Geheimnis und man fragt sich, ob die Glyzinien dort auch in der Lage sind, ihr eigenes Rankgerüst zu zerstören. Lässt man sich auf Monika Strickers Deutung der Dinge ein, entwickeln ihre szenischen Montagen Theatrical Property (2007) und Wisteria (2008) eine zugespitzte Beredsamkeit aus Metaphern, Bildern und Anspielungen, und es wird offensichtlich: Der Künstlerin geht es weniger um eine Auslegung der Welt als Realität, sondern darum, Formen herauszuarbeiten, in denen Menschen sich und die Welt konstruieren und diese Geschichten fi ktionalisieren.
(Susanne Prinz)